Die Mauren haben die ursprünglich aus dem Iran stammende Technik, Fliesen kunstvoll zu bemalen und sie zu großflächigen Bildern auf Hauswänden zu fügen, auf der Iberischen Halbinsel eingeführt. Michael Kiesling hat die azuleios zum Thema seines Spiels ‚Azul‘ gemacht. Es war 2018 Spiel des Jahres.
Erneut rückt ein Spiel eine besondere portugiesische Handwerkskunst in den Fokus. Die Calçada ist die vor allem in Portugal, aber auch auf Madeira und den Azoren weit verbreitete Meisterleistung, aus kleinen schwarzen Basaltstücken und grauen oder weißen Kalksteinen eindrucksvolle Pflasterungen zu formen. Ein Musterbeispiel sind die Wellenmuster auf dem Rossio in Lissabon. Sie lassen den Platz derart dreidimensional erscheinen, dass man den Fuß beim Übergang von weiß auf schwarz höher setzen will.
Nun pflastert jeder auf seiner eigenen Tafel selbst. Ein ebenso einfacher wie raffinierter Mechanismus stellt fünf verschiedene Muster zur Wahl. Die Platzierung in der eigenen Stadtgestaltung wird durch den Mechanismus klug eingeschränkt. Dabei entstehen die Dilemmata, die das Spiel spannend machen. Man will kleine Bezirke mit übereinstimmendem Muster füllen und zugleich bezirksübergreifend gleiche Motive zusammenbringen. Man schielt auf sofortigen Punktgewinn und soll die Endwertung im Auge behalten. Und muss das Tempo im Auge behalten. Zwar bringt jeder gefüllte Bezirk sofort Punkte, setzt dabei aber den simplen Wertungsmultiplikator für alle Mitspieler herab. Das ist hundsföttisch.
Die Spielregel ist mustergültig. Obgleich die Möglichkeiten komplex ineinander greifen kann man mit diesem reizvollen Familienspiel sofort loslegen.
Calçada von Konstantinos Karagiannis und Vangelis Bagiartakis, Artwork: Felix Wermke, Piatnik, 2 bis 4 Spieler ab 10 J., ca. 45 Min., ca. 35 €, piatnik.com