Nun, das ist ja schon mal falsch. Das Spiel kommt aus der Schweiz, und da steckt man die Ornithologie nicht in die Tasche, sondern in den Hosensack.
Ich darf davon ausgehen, dass jeder meiner geneigten Leser einschlägige Werke wie die erhellenden Ausführungen von Hans Werner Ingensiep zur Geistesgeschichte des Eisvogels von der Antike bis heute - vom heiligen Vogel zur säkularen Natur-Ikone gelesen hat. Dann stoßen auch skurrile Bezeichnungen wie Kragenparadiesvogel, Scharlachsichler oder Helmkasuar auf kenntnisreiche Akzeptanz. Denn um so seltsame Geschöpfe geht es in diesem minikleinen Spiel. Das unauffällige Blechdöschen von gerade mal sechs Zentimetern Höhe enthält 72 quadratische Kärtchen. Auf der Rückseite sind jeweils, getrennt durch eine Diagonale, zwei Birds zu sehen. Doch nur einer davon findet sich auf der Vorderseite. Welcher es ist, weiß man erst, nachdem man ein Kärtchen aufgedeckt hat.
Abwechselnd nimmt jeder ein Kärtchen und entscheidet, ob man es behalten oder einem Mitspieler ‚schenken‘ will. Erst dann wird aufgedeckt. In einer Folge, die aufgedruckte Zahlen von eins bis neun vorgibt, reiht man die Kärtchen vor sich. Der Haken dabei: Am Ende bringen nur solche Vögel Punkte, die in ungerader Zahl ausliegen. Wie schön, wenn ein Mitspieler bereits fünf Wiedehöpfe vor sich liegen hat und man ihm mit dem sechsten den Punktesegen verhageln kann. Es sei denn, das Kärtchen entpuppt sich als Königsgeier, der dem Mitspieler willkommen ist, weil die beiden bereits ausliegenden Geier zum unrunden Dreier aufgewertet werden.
Preiswert, pfiffig, kommunikativ, in ein paar Sekunden erklärt. Und passt in den Hosensack.
Schräge Vögel von Jack Degnan, Illustration: Michael Menzel, Game Factory, 2 bis 5 Spieler ab 8 J., ca. 15 Min., ca. 5 €, gamefactory-games.com