Meist lenkt diese Kolumne den Blick auf ordentlich in Schachteln gepackte Spiele. Bisweilen geht es auch um Bücher, die Spiele enthalten. Diesmal entführt uns ein Buch in ein sehr verspieltes Sprachland. Eher regelwidrig geht es dort quer durch einen wild wuchernden linguistischen Krautgarten.

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Bastian Sick hat vor Jahren Sprachpannen aller Art in Buch und Spiel angeprangert und dem Genitiv seinen Tod durch den hinterhältigen Dativ bescheinigt. Axel Hacke tänzelt spielerisch deutlich weiter. Er reiht nicht nur mehrdeutige Schilder, Druckfehler, Übersetzungsmängel oder sprachliche Plattitüden aneinander. Im Gegenteil. Er erlaubt der Sprache ihre Absonderlichkeiten. Es spinnt sie weiter. Verschlimmbessert sie, bis sie leuchten und funkeln. Alles ist erlaubt und möglich im Sprachland, dieser fiktiven Welt, die er erschaffen hat. Da greift er einen banalen verbalen Fehlgriff auf, dreht ihn, betrachtet ihn von allen Seiten, schlägt Volten und reichert ihn an, indem er überraschende Kontexte präsentiert. Dort hebt er Belangloses auf die Ebene der Literatur und brilliert mit Belesenheit.

Beliebte Quellen dramatischer verbaler Verstümmelungen und Fehlinterpretationen sind zum Beispiel Übersetzungen von Speisekarten. Deutsche Touristen finden sie vornehmlich am Feriendomizil in Restaurants vor, die sich kundennah zeigen, indem sie die bisweilen eh‘ eigenwillig benannten Gerichte von einem Computerprogramm in mehreren Stufen übersetzen lassen. Das Ergebnis reizt oft schon in der ersten Übersetzung zum Schmunzeln. Auf dieser Basis weiterübersetzt…

Amüsant liest sich dieses Buch. Bisweilen kann man laut auflachen. Doch die Reise durch Niederungen, Täler und aussichtsreiche Anhöhen des Sprachlands öffnet auch die Augen. Was man aus diesem Spiel der tanzenden Lettern mitnimmt ist eine wache Aufmerksamkeit für all den sprachlichen Un- oder Doppelsinn, der uns tagein, tagaus begegnet.

Ach ja, der von Rothäuten vergrabene Grießbrei war ein Kriegsbeil. Was versteht schon ein fünfjähriger Bub, wenn von indianischen Gebräuchen die Rede ist?

Im Bann des Eichelhechts von Axel Hacke, Kunstmann, ISBN 978-3-95614-431-8, 263 S., 22 €

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod von Sebastian Sick, Kosmos (2008), 2 bis 5 Spieler ab 12 J., ca. 20 Min., ca. 7 €